Die Stallkontrollen sind selten und wenn sie gemacht werden, werden diese in der Regel angekündigt. In vielen Fällen sogar bis zu vier Wochen vorab. Die Eigentümer der Ställe haben dann viel Zeit um die Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zu beseitigen. Undercover-Aufnahmen zeigen immer wieder gravierende Missstände in den Betrieben. Diese Missstände sind keine Einzelfälle – vielmehr verdeutlichen diese Recherchen, dass offizielle Kontrollen viel zu selten vorgenommen werden.
Stallkontrollen sind selten
Laut EU-Verordnung müssen staatliche Behörden dafür sorgen, dass das Tierschutzrecht auf Tierhaltungsbetrieben eingehalten wird. Alle EU-Mitgliedsstaaten müssen sich an diese Regelung halten. Kontrollen müssen ohne Vorankündigung stattfinden und die Länder müssen gewährleisten, dass ausreichend qualifiziertes Personal vorhanden ist.
In Deutschland gibt es rund eine Million Betriebe, die regelmäßig kontrolliert werden müssten. Doch leider finden Kontrollen in allen deutschen Bundesländern viel zu selten statt. Beispielsweise wird ein Betrieb in Berlin ca. alle 2,6 Jahre kontrolliert. Im Gegensatz wird im Saarland und Hamburg ein Betrieb nur alle 7,3 kontrolliert. In Bayern ist es am schlimmsten. Hier werden Kontrollen nur alle 48,1 Jahre durchgeführt. Finanzielle und personelle Kapazitäten seinen der Grund dafür. Im Schnitt wird ein Betrieb in Deutschland nur alle 15 Jahre kontrolliert.
Kontrollen liegen beim Veterinäramt
Zuständige Veterinärämter legen fest, welche Betriebe kontrolliert werden. Dabei gehen die Ämter risikoorientiert vor. Anhand der ihnen vorliegenden Daten kontrollieren sie, die Betrieb die auffällig geworden sind. Diese Landwirt:innen werden dann vorrangig überprüft. Doch nur bei rund fünf Prozent aller kontrollpflichtigen Betriebe wurde im Jahr 2017 tatsächlich kontrolliert. In Summe wurden 29.845 Tierschutzkontrollen durchgeführt und dabei 6.127 Beanstandungen gemeldet.
Laut dem Umweltministerium wurden in 2021 allein in Bayern bei Tierschutzkontrollen etliche Mängel festgestellt:
- in etwa 41 Prozent der Schweinehaltungen,
- in 40 Prozent der Kälberhaltungen,
- bei sogenannten Legehennen gab es in 15 Prozent der Fälle Beanstandungen,
- Bei Masthühnern waren es 19 Prozent
Kranke Tiere wurden nicht tierärztlich behandelt. Die Tiere werden vernachlässigt und nicht, wie gesetzlich vorgeschrieben, mindestens einmal am Tag kontrolliert. Mängel bei Ernährung, Wasserversorgung und Pflege sind ebenfalls häufige Mängel. Auch unzureichende finanzielle und personelle Ausstattungen in den Betrieben sind für zahlreiche Verstöße verantwortlich. Platzangebot, Beschäftigungsmaterial oder auch das Kupieren von Ringelschwänzen von Ferkeln oder Schnäbel von Hühner und Puten zählen zu den Verstößen.
Warum finden so wenig Kontrollen statt?
2018 reagiert die Politik und das Bundeslandwirtschaftsministerium forderte bessere Tierschutzkontrollen. Die Zuständigkeit liegt jedoch bei den Bundesländern und geändert hat sich bis heute daran nicht wirklich viel. Es fehlt an Amtstierärzt:innen, die zusätzliche Kontrollen übernehmen könnten. Es stehen nicht ausreichend Gelder zur Verfügung um neue Stellen zu besetzten. Zudem scheint es so, dass zusätzliche Kosten und Kontrollen weder von Bauernverbänden noch von der Politik gewollt sind.
Solange die geltenden Regelungen nicht verschärft werden und schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetzt nur zufällig aufgedeckt werden, wiegen sich viele Landwirt:innen in Sicherheit. Das Wohl der Tiere wird dabei oftmals dem Profit untergeordnet. Aber nur weil ein Betrieb ohne Beanstandung kontrolliert wurde, heißt das nicht, dass es den Tieren gut geht. Die Mindestanforderungen des Tierschutzgesetztes sind viel zu lasch und sind mit massivem Tierleid verbunden. Du hast jeden Tag beim Einkaufen die Entscheidung ob du dieses Tierleiden weiterhin unterstützen magst.
Solltest Du Missstände beobachten, kannst Du diese bei PETA über das Whistleblower-Formular melden.